Einblicke in den nationalsozialistischen Terror in Baden-Württemberg während des Zweiten Weltkriegs
25.01. – 13.04.2025
im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg
Welche Spuren haben sich an den ehemaligen Orten des KZ-Terrors in Baden-Württemberg erhalten? Was können solche materiellen Relikte über die NS-Verbrechen aussagen? Wie ist mit der schwierigen Erblast angemessen umzugehen und sollen die Zeugnisse eines verbrecherischen Kulturbruchs auch Kulturdenkmale sein? Mit diesen Fragen befasste sich das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart im Rahmen eines systematischen Erfassungsprojekts. Die Ziele, Methoden und Ergebnisse des Projektes zeigt das LAD in der Wanderausstellung „Das KZ vor der Haustür“, die ab dem 25. Januar im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz gastiert.
Die als Kabinetts- oder Foyer-Ausstellung konzipierte Sonderpräsentation lädt dazu ein, sich dem Thema Denkmalpflege an NS-zeitlichen Terrororten über Texte und Exponate zu nähern. Bei den ausgestellten Objekten handelt es sich um Funde aus baden-württembergischen Konzentrationslagern, die bei Grabungen und Geländebegehungen des LAD geborgen wurden.
Im Rahmen des Erfassungsprojekts hat sich das LAD in den vergangenen Jahren auf Spurensuche an nationalsozialistische Terrororte in Baden-Württemberg begeben. Im Fokus standen dabei die ehemaligen Standorte von Außenlagern und Zwangsarbeitsstätten des KZ-Komplexes Natzweiler. Dessen Hauptlager, das KZ Natzweiler-Struthof liegt im heutigen Frankreich und ist als Gedenkstätte gestaltet.
Hintergrundinformationen
In der Spätphase des Zweiten Weltkriegs entstanden im Umfeld der großen nationalsozialistischen Konzentrationslager zahlreiche Außenlager. Die Insassen wurden zur Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion herangezogen. Auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg wurden ab Ende 1943 etwa 35 solcher Lager eingerichtet. Sie unterstanden der Verwaltung des KZ Natzweiler-Struthof. Der NS-Terror wurde dadurch öffentlich sichtbar, das „KZ vor der Haustür“ zur geläufigen Erscheinung. Der KZ-Komplex Natzweiler steht für ein deutsches Verbrechen von europäischer Reichweite. Mehr als 52 000 Personen aus über 30 europäischen Nationen wurden in eines oder mehrere der Natzweiler-Lager deportiert. Schätzungsweise mehr als 20.000 Häftlinge kamen ums Leben. Im Jahr 2018 wurde dem ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof und seinen etwa 50 Außenlagern in Frankreich und Deutschland von der EU-Kommission das Europäische Kulturerbe-Siegel verliehen. Die Auszeichnung erinnert an den KZ-Terror des NS-Regimes als eklatanten Bruch zivilisatorischer Normen und kultureller Grundwerte, der als traumatisierende Kollektiverfahrung zu einem Impulsgeber des Europäischen Einigungsprozesses geworden ist.
Pressetermin: Freitag, 24. Januar um 16 Uhr
Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg
Benediktinerplatz 5 – 78467 Konstanz
Als Gesprächspartner stehen Ihnen zur Verfügung:
• Prof. Dr. Claus Wolf, Direktor des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg und Präsident des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart
• Dr. Christian Bollacher, Referatsleiter im Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart
Sonderpräsentation „Das KZ vor der Haustür“
25.01. – 13.04.2025
im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg
Der Eintritt ist im Ticket für die Dauerausstellung inbegriffen.
Di., Mi., Do., Fr., Sa., So., Feiertage: 10 – 17 Uhr
5 € / ermäßigt 4 €, bis einschließlich 17 Jahre frei
Die Ausstellung wird gefördert vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg – Oberste Denkmalschutzbehörde.
BEGLEITPROGRAMM
Führungen
In Kooperation mit der Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ wird es Führungen geben. Aktuelle Termine unter www.alm-konstanz.de
Vorträge
- 13.02.2025, 18 Uhr
Abend der Archäologie: „Historische Archäologie an Orten des nationalsozialistischen Terrors“ Attila Dészi, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart
- 20.03.2025, 18 Uhr
Abend der Archäologie: „Konzentrationslager im Bodenseegebiet“ Oswald Burger, Historiker
Über das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg
Das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg präsentiert die südwestdeutsche Landesarchäologie und stellt auf anschauliche Weise auch die Methoden und Ergebnisse moderner archäologischer Forschung vor. Der Bogen spannt sich dabei von den Pfahlbauten des 4. Jahrhunderts v. Chr. an den Voralpenseen bis zur Mittelalterarchäologie in den alten Städten des Landes. Dem Museum sind sieben archäologische Zweigmuseen in Aalen, Bad Buchau, Blaubeuren, Oberriexingen, Osterburken, Rottweil und Walheim zugeordnet. Das ebenfalls angegliederte Zentrale Fundarchiv in Rastatt hat die Aufgabe, archäologische Fundstücke aus ganz Baden-Württemberg zu verwalten.